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Filter setzen Wasserstoff

Investi­tionen in die Region und eine Netto-Null-Zukunft 

Bericht: „Wir haben uns für das kommende Jahr das Ziel gesetzt, in Herten 1.000 Wasserstoff-Brennstoffzellen zu bauen. Das ist die bei weitem größte Serienproduktion von Brennstoffzellen in Europa.“ Michael Himmen, Geschäftsführer der Cummins-Tochter Hydrogenics, hält mit den ambitionierten Zielen des US-amerikanischen Motorenherstellers für seinen emissionsfreien Geschäftsbereich und den Unternehmensstandort im Hertener Wasserstoff-Kompetenzzentrum nicht hinter dem Berg. Ab diesem Sommer geht dort eine weitere Produktionslinie an den Start, die gezielt von Kanada nach Europa und ins Ruhrgebiet verlegt wurde. Denn hier, sagt Himmen, finde man „die Schlüsselkunden“ und die „notwendige Kompetenz“. 
 

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Wasserstoff-Brennstoffzellen, oder auch PEM-Brennstoffzellen, sind ein wichtiger Baustein für die Dekarbonisierung des Energiesektors und eine gelingende Verkehrswende. In Herten produziert die Cummins-Tochter Hydrogenics PEM-Brennstoffzellensysteme, sogenannte Stacks, die vor allem in der Schwerlastmobilität zum Einsatz kommen, beispielsweise in LKW oder den Wasserstoffzügen des Unternehmens Alstom. Die Systeme werden betriebsbereit montiert. Bislang allerdings wurde, erläutert Himmen, „die Kernkomponente des Systems, die eigentliche Brennstoffzelle, aus Kanada zugeliefert“.

185Mitarbeitende bis Ende 2024
24Nationen

Ab Sommer 2024 fertigt Cummins am Standort in Herten nun das komplette System selbst, auch die eigentliche Brennstoffzelle. „Das ist nicht nur bemerkenswert im Hinblick auf die Verlagerung einer Technologie von Kanada nach Europa. Auch was die Zahlen angeht, ist das Projekt in Herten meiner Meinung nach absolut einmalig.“ Die geplanten Umfänge der Serienproduktion zumindest sucht man andernorts in Europa bislang vergeblich: Angepeilt sind 1.000 neue Brennstoffzellen im kommenden Jahr, die zusätzlich zu den eigentlichen Antrieben am Firmensitz an der Albert-Einstein-Allee gefertigt werden. „Es gibt niemanden in Europa, der nächstes Jahr auch nur 100 Brennstoffzellen bauen wird“, ist Himmen überzeugt.

Seit 2019 gehört der Brennstoffzellen-Spezialist Hydrogenics zur Cummins-Gruppe. 2022 wurden Firmensitz und Produktion von Gladbeck ins Wasserstoff-Kompetenzzentrum auf dem Gelände der ehemaligen Steinkohlenzeche Ewald verlagert. Ein wichtiger Zugewinn für die Wasserstoffstadt Herten. Der Start der neuen Produktionslinie stärkt Stadt und Region jetzt noch einmal – angefangen mit zusätzlichen Arbeitsplätzen. „Aktuell arbeiten am Standort rund 120 Menschen aus 24 Nationen, ein wirklich großartiges Team“, sagt Bernd Pitschak, Senior Director Government Relations bei Cummins. Bis Jahresende sollen es 185 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sein. 

Zunächst aber stehen Veränderungen am Produktionsgebäude an. Himmen: „Wir werden das Gebäude qualitativ deutlich verändern. Zum einen erfordert die Brennstoffzellenproduktion strenge Qualitätsanforderungen und die Arbeit in einem sogenannten Reinraum. Wir haben daher massiv in die Infrastruktur vor Ort investiert, um diese Qualität garantieren zu können.“ Zum anderen brauche es zusätzliche Möglichkeiten, um beispielsweise Material zu lagern. Denn: „Herten wird auch die zentrale Drehscheibe für alle System-Ersatzteile in Europa, also auch für die Züge in Frankreich, die Züge in Italien. All das muss der Standort zukünftig leisten. Und wenn wir damit fertig sind, ist dieses wunderschöne neue Gebäude, das übrigens Stand Ende dieses Jahres im gesamten Betrieb CO2-neutral ist, tatsächlich auch bis zum Anschlag gefüllt.“

2021 hatte die Hertener Technologieentwicklungs- und Vermögensverwaltungsgesellschaft (HTVG) die neue Cummins-Produktionsstätte in Rekordbauzeit von nur neun Monaten errichtet. 4.300 Quadratmeter Nutzfläche, ausgestattet mit einem eigenen Speicher für grünen Wasserstoff, einem modernen Wasserstofferkennungssystem und umfangreicher Sicherheitstechnik. Und da jedes montierte Antriebssystem vor der Auslieferung getestet werden muss, wobei zwangsläufig Strom erzeugt wird, war mit technischer Unterstützung der Hertener Stadtwerke auch der Einbau komplexer Netzrückeinspeisesysteme erforderlich. Bis zu 2,4 Megawatt speist die Anlage bei Vollbetrieb ins Netz ein – „und zukünftig werden das sicherlich noch mehr“.

Gerade die Unterstützung durch Stadt und Stadtwerke hebt Himmen noch einmal ausdrücklich hervor: „Cummins ist weltweit in 190 Ländern aktiv. Da kann man sich natürlich die Frage stellen, warum wir uns ausgerechnet für Herten entschieden haben. Einerseits hatte Hydrogenics natürlich bereits einen Personalbestand in Gladbeck, also in der Region. Der andere wesentliche Punkt, der für Herten sprach, war jedoch, dass die Stadt von Anfang an sehr klargestellt hat, dass sie ein ganzheitliches Konzept hat, wie sie diesen Standort und den Bau dieses Gebäudes supporten. Das meint in erster Linie nicht das finanzielle Engagement, sondern dass die Stadt einen runden Tisch gegründet hat, an dem alle beteiligten Ämter, Gremien und Genehmigungsbehörden einmal wöchentlich zusammengekommen sind – und an dem man wirklich etwas bewegt hat. Also wenn mir jemand sagt, Deutschland könne nicht schnell, dann soll er sich dieses Projekt anschauen. Und ich glaube auch, dass das die Verantwortlichen in den USA sehr beeindruckt hat.“

4.300Quadratmeter Nutzfläche
1.000Wasserstoff-Brennstoffzellen

Die Verlagerung der Brennstoffzellenproduktion von Kanada nach Europa und ins Ruhrgebiet wiederum sei ein nächster logischer Schritt in der Unternehmensentwicklung gewesen und vor allem dem Umstand geschuldet, „dass wir in Europa derzeit die Schlüsselkunden finden, denn Europa ist bei der Umsetzung von CO2-neutraler Mobilität auf einem anderen Zeitstrahl als Nordamerika“. Die Metropole Ruhr ihrerseits sei eine Region, die schon immer „sehr stark“ gewesen sei in Sachen Energieumwandlungssysteme. „Die waren natürlich in der Vergangenheit deutlich CO2-basierter. Aber in der Ruhrgebiet gibt es eine große Tradition und Kompetenz im Hinblick auf Energieerzeugung und den Bau von entsprechenden Systemen. Und deshalb sind wir hier am richtigen Platz.“

„Im Ruhrgebiet gibt es eine große Tradition und Kompetenz im Hinblick auf Energieerzeugung und den Bau von entsprechenden Systemen. Und deshalb sind wir hier am richtigen Platz.“

Michael HimmenGeschäftsführer Cummins Hydrogenics

Das derzeit „Spannende für die Region“ wiederum sei, dass sich durch die Produktionsverlagerung nun auch die Warenströme umdrehten: „Wenn Kanada eine Brennstoffzelle braucht, dann wird die künftig in Herten bestellt. Wenn China eine Brennstoffzelle braucht, dann kommt die aus Herten. Denn spätestens ab Dezember 2024 ist Herten die einzige Produktionsstätte im Verbund.“ Ähnliches gelte für die Zuliefereraktivitäten: „Wir machen ja nicht jede Schraube selbst. Wir machen auch keine Wasserstoffpumpen oder wasserstofffähigen Kabelbäume. Wir machen keine Steuergeräte. Für all das brauchen wir jetzt neue Zuliefer-Unternehmen aus der Region. Und es gibt da ganz viel Potenzial. Es gibt im Ruhrgebiet riesengroße Pumpenhersteller. Es gibt im Gebiet unfassbar viele Menschen, die sich mit Steuerungen und Software auskennen, die in den Zukunftstechnologien unterwegs sind. Und Serienproduktion bedeutet eben auch eine langfristige Perspektive, die gerade für mittelständische Unternehmen entscheidend ist.“

Eine Win-win-Situation also für alle Beteiligten: für Cummins, das Ruhrgebiet und – mit Blick auf den Ausbau alternativer Energien und eine Netto-Null-Zukunft – auch für die Umwelt.

Eigene Ausbildung

Ab Herbst dieses Jahres startet Cummins an allen deutschen Standorten ein Ausbildungsprogramm, in Herten beispielsweise in den Bereichen Betriebselektrik und Mechatronik – ein Novum für den US-amerikanischen Konzern Cummins. Michael Himmen: „Zukunftstechnologien benötigen gute Leute, und die wollen wir jetzt selbst ausbilden. Wir hatten tatsächlich eine unfassbar große Anzahl an Bewerberinnen und Bewerbern und haben wirklich tolle junge Leute für die im September beginnende Ausbildungsrunde gefunden. Und wir werden damit auch weitermachen. Wir suchen jetzt schon Kandidatinnen und Kandidaten für das Jahr 2026.“
www.cummins.com/de 

Text: Redaktionsbüro Schacht11  
Bilder: Cummins

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